Von guter Provenienz: Die Drucke
über dem Sideboard sind von Picasso;
der Galerist hatte sie aus Picassos Haus.
(Sideboard von Florence Knoll)
Gutes Design muss nicht
teuer sein: Ledersofa von Interio.
Mia Kepenek lebt im Zürcher Quartier Hottingen. ihre Wohnung im Parterre ist ein von ihr umfunktionierter Coiffeursalon. Die Wohnung ist klein und sehr gemütlich, ganz ohne überflüssigen Schnickschnack. Als Innenarchitektin möchte Mia in einer Atmosphäre leben, die optische Ruhe ausstrahlt. Nicht allzu viel zu besitzen, wurde für die nomadisch Veranlagte zur Notwendigkeit.
Mia ist schon seit ihrer Kindheit von der Tätigkeit des Einrichtens fasziniert. Ihre Eltern waren beide am Theater als Bühnen- beziehungsweise Kostümbildnerin tätig. Mithilfe von Handwerkern aus der Theaterwerkstatt stellte sie schon als Kind regelmässig ihr Zuhause um. Später liess sie sich zur Schreinerin ausbilden, bevor sie schliesslich zur Innenarchitektur kam. Eigene Entwürfe wie die zu Leuchten umfunktionierten Apothekergläser
oder selbst gebaute Möbelstücke wie ihr Bett findet man auch in ihrer Wohnung. Hand anlegen tut sie auch gerne in ihrem kleinen Garten vor der Haustür. «den grünen Daumen habe ich von meiner Mutter geerbt», erzählt sie. ihr Ausstellungskonzept «At Home by Mia Kepenek», bei dem Privates und Öffentliches ineinanderfloss, erregte viel Aufsehen und brachte ihr auch einige Aufträge. «Ich werde bald in eine neue Wohnung ziehen, möchte aber dieses Projekt weiterführen. mich interessiert multidisziplinäres Design. Ich versuche zusammen mit Spezialisten aus unterschiedlichsten Sparten an Projekten zu arbeiten. Was unser Büro momentan bearbeitet, reicht von Ausstellungsgestaltung zu Musterwohnungen bis hin zu Shopkonzepten», erklärt Mia. Zusammen mit Designern und ihrem Büropartner Nicholas Frei kreiert sie massgeschneiderte Lösungen für Räume.
Keine Berührungsängste: Die Spiegel sind Entwürfe von Thilo
Alex Brunner, Einzelstücke aus poliertem Edelstahl. (Salontische:
umfunktionierte Büroschublade und Vitra, Leuchte: Aekae)
Schlicht und funktional:
Geschmiedetes Hakenregal für
alle Küchenutensilien.
Was inspiriert Sie in der Innenarchitektur?
MIA KEPENEK: Wenn in der Innenarchitektur verschiedene Dinge zusammenkommen und Mode, Architektur, Design und Kunst miteinander in Verbindung treten.
Sie leben seit vielen Jahren in Zürich. Beschreiben Sie die Stadt in zwei Worten.
MK: Experimentell und lebendig.
Die Einrichtung bei Ihnen ist sehr karg. Warum?
MK: Einige wichtige Objekte sind für mich Weggefährten geworden und funktionieren als zentrale Stücke. Andere Objekte bleiben nur vorübergehend. Wenn sie sich doch hier einnisten, haben sie oftmals eine andere Funktion, als ihnen ursprünglich zugedacht war. Flohmärkte, Brockenhäuser oder Reisen sind potenzielle Quellen für Neues.
Laden Sie oft Freunde zu Ihnen zum Essen ein?
MK: Nicht regelmässig. Einmal musste ich die Tür meines Wohnzimmers als Tisch benutzen, so viele Gäste hatte ich! Sie haben das Essen gleichermassen genossen.
Sie haben unterschiedliche Wurzeln. Inwiefern beeinflusst dies Ihre Arbeit?
MK: Vor allem, was das Räumliche betrifft. Es geht nicht nur um Farben, Materialien und schöne Objekte.
Ich lege viel Wert auf die räumliche Komposition und ihre Bedeutung. Bevor wir mit einem Projekt beginnen, müssen wir uns fragen: «Was wollen wir damit aussagen? Wie sollen die Leute darauf reagieren?» Unterschiedliche Kulturen sehen Dinge auf unterschiedliche Art und Weise; das hilft.
Gärtnern Sie gerne?
MK: Ja, leider habe ich selten Zeit dafür.
Erzählen Sie uns von Ihrem Projekt «At Home by Mia Kepenek»?
MK: «At Home by Mia Kepenek» ist nicht einfach ein weiterer Showroom oder Pop-up-Store. Es ist vielmehr ein neuer Ausstellungskontext, ein Open House, in dem Designprodukte und -objekte in einem authentischen Wohnumfeld präsentiert werden und damit an Bedeutung gewinnen. meine Wohnung ist – einer Collage gleich – liebevoll und umsichtig eingerichtet worden. Ganz meinem Geschmack und den aktuellen Bedürfnissen folgend. Alles in allem ist es gelebtes Design.
Welche sind Ihre Schweizer Lieblingsdesigner? MK: Diese Frage zu beantworten, finde ich immer schwierig. Das ist etwa wie die Frage nach meinem Lieblingsgericht: Das hängt ganz von meinem Appetit und der momentanen Laune ab.
Gesamtsicht: «Ich glaube Räume besitzen einen emotionalen Gehalt, der weit über ein Farbkonzept hinausgeht».
Neue Horizonte: In der neuen Wohnung wird
es eine Terrasse sein.