KEPENEK

 
150715_Mod_Visavis_Kepenek_00.jpg
 
 


Welche Aufgaben beschäftigen Sie gerade? Zurzeit beschäftigt mich besonders mein neues Ausstellungsprojekt, ein sogenanntes Open House. Ich bilde dabei eine Plattform, die ich mit Arealentwicklern, Designern und Möbelherstellern gemeinsam erarbeite und auf der ich ihre jeweiligen Bedürfnisse verknüpfe. Die Designer und Hersteller können ihre Produkte in der «belebten Musterwohnung» in einem authentischen Umfeld präsentieren.

Welches architektonische Werk hat Sie kürzlich begeistert?
Die «Ciudad de las Artes y de las Ciencias» von Santiago Calatrava im spanischen Valencia. Seit seiner Fertigstellung 2005 wird das Werk kontrovers diskutiert, doch es prägt mit seiner ausdrucksstarken Architektur zweifelsohne das Lebensgefühl der Stadt. Dieses Gefühl zu spüren, schafft für mich einen ausserordentlichen Moment – und solche sind selten.

Inwiefern unterstützen oder behindern neuartige Materialien die Architektursprache?
Grundsätzlich ist es die Aufgabe von uns Planern, für jedes Projekt die dafür geeignetsten Materialien zu finden. Es geht also nicht primär um die Verwendung von neuartigen oder anderweitig spezifischen Werkstoffen. Diese sollen vielmehr sinnvoll eingesetzt werden und den Wert des Projektes in diesem Sinne erhöhen.

Haben Sie eine Idee von Schönheit?
Ja, eine vielseitige Idee davon. Schönheit an sich hat meiner Meinung nach eine essenzielle Funktion: Sie berührt die Gefühle des Betrachters. Auch die

150715_Mod_Visavis_Kepenek_01.jpg

Mia Kepenek ist Inhaberin der Kepenek GmbH
für Innenarchitektur und Design in Zürich. Ihre Laufbahn hat die gebürtige Stuttgarterin von der Schreinerei bis hin zu Kinoproduktionen geführt und lässt sie für die Inszenierung von Räumen ihr handwerkliches und künstlerisches Know-How vereinen. Von 2012 bis 2015 war sie Präsidentin der Vereinigung Schweizer Innenarchitekten, Region Deutschschweiz. Zudem hat sie an der Hochschule Luzern, Technik & Architektur, einen Lehrauftrag als Dozentin im Studiengang Innenarchitektur. www.kepenek.ch


 

Funktionalität und den praktischen Nutzen finde ich etwas Schönes. Zudem bereichern und erleichtern sie das Leben ungemein. Einen feinsinnigen Geist finde ich ebenso schön.

Wann wird ein Gebäude zu Architektur?
Wenn es dabei um mehr als den reinen Nutzen geht. Die Menschen darin sollen unterschiedliche Erfahrungen machen, das Gebäude soll zu ihrem Wohlbefinden beitragen. Ich bin eine Bewunderin der Arbeit von Ilse Crawford.


Sie hat verstanden, dass Räume grossen Einfluss auf unser Verhalten und unsere Emotionen haben und damit auf unser soziales, kulturelles und ökonomisches Leben.

Welche Tugenden sollte ein Architekt haben?
In der Innenarchitektur arbeite ich sehr pragmatisch und zielgerichtet mit meinen Kunden zusammen. Um Tugenden mache ich mir dabei keine grossen Gedanken. Die Architektur als solche sollte jedoch einen gesellschaftlichen Nutzen und auf ihre Umgebung eine positive Auswirkung haben.

Welche Rolle spielt der Architekt in der Gesellschaft?
Wir Architekten sollten den Nutzern unserer Architektur, also ihren Bewohnern wie auch ihren Betrachtern, eine Idee davon geben, wie wir die Zukunft sehen. Und wir sollten die Menschen mit unserer Arbeit glücklich machen.

Welche Rolle sollte heute die Politik gegenüber der Architektur spielen?
Politik ist unweigerlich mit Architektur verbunden. Jeder Ausdruck über Architektur oder auch die Einmischung in sie ist eine Form von Diskurs, eine rhetorische Auseinandersetzung. In diesem Sinne geht es immer um ein Stück Ideologie, das vertreten wird, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht.

Kann Architektur die Welt verbessern?
Sicher kann sie das, denn sie hat einen direkten Einfluss darauf, wie wir leben und wie wir uns fühlen. Das kann sich positiv oder negativ auswirken, also ist Architektur auch mit grosser Verantwortung verbunden